Mystik & Missverständnisse – Gastbeitrag von Sihing Marco

Im Monday Light von letzter Woche Fachkräftemangel & Lehrlingsausbildung – Monday Light habe ich folgendes Zitat geschrieben:

Das Interessante dabei ist, dass wir die Basis für das Mentoring auch in der Mystik sehen. Mystik ist dabei nichts Geheimnisvolles sondern die Lehren der Mentoren der Menschheit, wie Buddha’s Lehren, die sehr gut öffentlich in Büchern und Vorträgen verfügbar sind. Diese Mystik bildet auch soziale Fähigkeiten wie die rechte Rede heran.

Über die Mystik gibt es oft viele Missverständnisse. Deshalb an dieser Stelle der Gastbeitrag von Sihing Marco. Dieser klärt die wesentlichsten Punkte.

Was ist Mystik für Mystiker und Mystik für Leute die Mystik nicht kennen?

Wenn Menschen über Mystik sprechen, ohne wirklich zu verstehen, was sie bedeutet, verbinden sie oft diffuse Vorstellungen, die von Klischees, Halbwissen oder persönlichen Interpretationen geprägt sind. Hier sind einige Missverständnisse und vereinfachte Annahmen, die häufig auftreten:

1. Mystik als Geheimnisvolles oder Unerklärliches

  • Missverständnis: Viele betrachten Mystik als etwas Geheimnisvolles, das absichtlich unverständlich oder esoterisch ist. Sie verbinden es mit Rätseln, Okkultismus oder einem Zustand, den nur „Eingeweihte“ erreichen können.
  • Wahrheit: Mystik zielt darauf ab, die tiefsten Dimensionen der Realität zu erfahren, die oft jenseits von Sprache und Konzepten liegen. Sie ist kein Geheimnis im Sinne von Verbergen, sondern ein direkter Zugang zu universellen Wahrheiten.

2. Mystik als religiöse Praktik

  • Missverständnis: Menschen denken, Mystik sei ausschließlich an Religionen gebunden, wie im Christentum, Islam oder Hinduismus, und gehöre zu spezifischen Riten oder heiligen Texten.
  • Wahrheit: Mystik ist keine Religion, sondern eine universelle Erfahrung des Göttlichen, des Absoluten oder der Einheit mit allem Sein, unabhängig von einer dogmatischen Bindung. Sie existiert in verschiedenen kulturellen Kontexten, aber immer mit dem Ziel, das Transzendente zu erfahren.

3. Mystik als etwas Abgehobenes oder Unrealistisches

  • Missverständnis: Manche glauben, Mystiker seien weltfremde Menschen, die sich von der Realität abkapseln und sich in Visionen, Träumen oder Fantasien verlieren.
  • Wahrheit: Wahre Mystik betont die Verbindung zwischen der materiellen und der spirituellen Welt. Sie führt oft zu einer größeren Achtsamkeit und einem tieferen Mitgefühl für die Welt, da sie die Einheit allen Seins erkennt.

4. Mystik als etwas Elitäres oder Exklusives

  • Missverständnis: Mystik wird als etwas angesehen, das nur wenigen vorbehalten ist – etwa heiligen Personen, Yogis oder spirituellen Lehrern.
  • Wahrheit: Mystische Erfahrungen können jedem zugänglich sein, unabhängig von sozialem Status oder religiöser Zugehörigkeit. Es erfordert jedoch oft innere Arbeit, Hingabe und die Bereitschaft, über das Ego hinauszugehen.

5. Mystik als Verzicht auf Rationalität

  • Missverständnis: Mystik wird mit irrationalem Denken verwechselt, als würde sie die Vernunft und Logik vollständig ablehnen.
  • Wahrheit: Mystik überschreitet die Rationalität, lehnt sie aber nicht ab. Sie erkennt die Begrenztheit des rationalen Verstandes bei der Erfassung des Absoluten und eröffnet Wege, die intuitive und transzendente Dimension der Realität zu erfahren.

6. Mystik als Lösung für Probleme oder Leiden

  • Missverständnis: Viele sehen Mystik als eine Art „spirituelles Heilmittel“, das alle Probleme des Lebens löst oder zu einem permanenten Zustand des Glücks führt.
  • Wahrheit: Mystik ist keine Flucht vor dem Leiden, sondern eine tiefere Annahme und Durchdringung der Realität, einschließlich des Leids, um eine größere Wahrheit und inneren Frieden zu erkennen.

Fazit:

Menschen, die Mystik nicht wirklich verstehen, neigen dazu, sie mit Geheimniskrämerei, Religion oder Abgehobenheit zu verwechseln. Tatsächlich ist Mystik eine universelle, direkte Erfahrung der Einheit, die über Konzepte hinausgeht. Sie erfordert weder Elitismus noch spezifische Riten, sondern vielmehr die Bereitschaft, die Grenzen des eigenen Denkens zu überschreiten und sich einer tieferen Realität zu öffnen.

In diesem Sinne wünsche ich euch nach diesem Gastbeitrag morgen heilig Abend einen schönen, besinnlichen Abend. Möge die Adventszeit zu ihrem Höhepunkt mit Ruhe und Einkehr kommen zum Wohle aller fühlenden Wesen.


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